Damit wird das Verfahren auf die tarifliche Ebene gehoben: Zu den Verhandlungen werden nun die Tarifvertragsparteien IG Metall und Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall hinzugezogen.
Auslöser der Gespräche war die im Frühjahr vom Bosch-Konzern kommunizierte Absicht, die Produktionskapazitäten in Hildesheim angesichts rückläufiger Aufträge massiv zu verringern. Der Konzern hatte dabei auch den Abbau mehrerer hundert Arbeitsplätze ins Spiel gebracht und zuletzt auch eine Werksschließung nicht ausgeschlossen.
Im Rahmen der betrieblichen Verhandlungen hat sich der Betriebsrat konstruktiv und lösungsorientiert eingebracht. Er war zu Kompromissen bereit – unter der Bedingung, dass der Standort eine klare und tragfähige Zukunftsperspektive erhält. „Wir brauchen nicht nur einen Sozialplan, sondern eine Strategie für das Überleben des Standorts und die Menschen, die hier arbeiten“, heißt von von Seiten der IG Metall. Ein solches Konzept wurde seitens des Konzerns bislang nicht vorgelegt. Nach Ansicht der IG Metall ist klar: Reiner Stellenabbau ohne Perspektive ist eine Sackgasse, es braucht ein nachhaltiges Zukunftskonzept für den Standort Hildesheim.
Die IG Metall kritisiert vor allem das Vorgehen der Konzernspitze: „Dass sich Bosch aus den betrieblichen Verhandlungen zurückzieht, ohne konkrete Alternativen oder eine Vision für den Standort vorzulegen, sorgt für große Enttäuschung bei den Beschäftigten“, erklärt Karoline Kleinschmidt, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim. „Zurzeit diskutieren wir alle möglichen Maßnahmen mit unseren Kolleginnen und Kollegen bei Bosch und bereiten uns auf ein komplexes Schlichtungsverfahren vor.“
Was bedeutet die Anrufung der Schlichtungsstelle konkret?
Die tarifliche Schlichtungsstelle ist ein etabliertes Verfahren, das greift, wenn betriebliche Verhandlungen nicht zu einem Ergebnis führen. Sie setzt sich aus den betrieblichen Vertreterinnen und Vertretern sowie der IG Metall und dem Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall und einem neutralen Vorsitzenden zusammen, der beide Seiten durch das Verfahren führt. Ziel ist es, unter professioneller Moderation tragfähige Lösungen zu finden – fernab öffentlicher Zuspitzung, aber mit der gebotenen Ernsthaftigkeit. In vertraulichen Sitzungen legen beide Seiten ihre Positionen dar, bringen Vorschläge ein und arbeiten unter Anleitung des Vorsitzenden auf einen Kompromiss hin. Gelingt eine Einigung, ist diese für beide Seiten verbindlich. Sollte kein Konsens möglich sein, entscheidet der Spruch des Vorsitzenden.