Magazin Metall Wir fordern einen echten Mehrwert im Portemonnaie!

Die erste Verhandlung in Niedersachsen in der Tarifrunde Holz- und Kunststoffindustrie ist am 20. November 2025 in Osnabrück mit einem unzureichenden Angebot der Arbeitgeber ergebnislos geblieben.

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1. Dezember 2025 1. Dezember 2025 |
Aktualisiert am 30. November 2025 30. November 2025


Die IG Metall fordert kräftig mehr Geld und wieder einen Mitgliederbonus, wie er schon 2024 exklusiv in Niedersachsen durchgesetzt wurde.

Die Tarifforderungen: 

  • 5 Prozent mehr Geld
  • Eine überproportionale Erhöhung für Auszubildende!
  • Eine Laufzeit von 12 Monaten.
  • Zudem fordert die IG Metall eine mitgliederwirksame Komponente (Mitgliederbonus).

Die betriebliche Situation von Haworth (90 Beschäftigte), Wilkhahn (330 Beschäftigte) und Wini Büromöbel (245 Beschäftigte) ist schwierig. Der Wandel der Arbeitswelt, mehr Homeoffice und flexible Büroflächen führen zu Raum-in-Raum-Lösungen statt Kastenmöbeln. Bewegbare Möbel sind gefragt. Zudem ist die Branche stark konjunkturabhängig. Ist die Forderung fair und gerechtfertigt?

Florian Harenberg, Betriebsratsvorsitzender bei Haworth und Mitglied in der Tarifkommission (TK): »Ja, die Preise steigen, der Wert der Arbeit muss ebenfalls steigen, um die Binnennachfrage zu stärken. Beschäftigte können gestiegene Kosten nicht über Preiserhöhungen weitergeben. Die Arbeitgeber haben zum Beispiel die gestiegenen Energiekosten mit höheren Preisen aufgefangen. Die schwierige Situation ist bei uns teils hausgemacht. Haworth ist ein US-Konzern ohne Standortbindung in Deutschland; vor vier Jahren wurde unsere Produktion nach Polen verlagert. Ob sich das rechnet, bleibt fraglich. Wir haben einen durchwachsenen Umsatz, doch das finanzielle Ergebnis am Standort bleibt intransparent. Wir sehen Spielraum für Erhöhungen der Entgelte.

Thomas Zufelde, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Wilkhahn und in der TK: Entgelterhöhungen sind dringend notwendig. Wir arbeiten bei Wilkhahn seit einem Jahr nur 32 Stunden die Woche. Das sind rund 330 Euro brutto weniger in der Ecklohngruppe 5. Sollen wir uns einen Zweitjob suchen, um zu überleben? Wir brauchen das Geld für den Lebensunterhalt.

Olaf Stender, Betriebsratsvorsitzender bei Wilkhahn: Wir sind tief in den roten Zahlen, eine Besserung ist nicht in Sicht. Trotzdem brauchen die Beschäftigten mehr Geld. Wir lagen in den letzten Tarifrunden unter dem Inflationsausgleich; für die Fachkräftesicherung brauchen wir bessere Einkommen. Zum Mitgliederbonus: Wir als Metaller übernehmen Eigenverantwortung, kämpfen solidarisch als Gewerkschaftsmitglieder für bessere Einkommen und Arbeitsbedingungen. Daher verdienen wir für unseren ideellen und finanziellen Einsatz in Form unseres Mitgliedbeitrags einen Bonus.

Patrick Schütte, Betriebsratsvorsitzender bei Wini Büromöbel und in der TK: Wir sind auch in den roten Zahlen und haben einen Zukunftstarifvertrag zur Standortsicherung abgeschlossen. Unser Arbeitgeber bekennt sich zum Standort und will die Beschäftigten halten. Dafür leisten wir einen Beitrag und verzichten auf tarifliche Sonderzahlungen. Die nächste Tariferhöhung ist auf den 1. Juli 2026 verschoben. Eine Erhöhung ist dennoch wichtig, um zumindest die steigende Inflation zu tragen. Im Zukunftstarifvertrag gibt es einen Mitgliederbonus: Jedes Mitglied erhält 600 Euro und einen zusätzlichen Urlaubstag für den Verzicht auf tarifliche Sonderzahlungen. Ein Mitgliederbonus ist auch in der Fläche nötig. Er ermöglicht den Arbeitgebern Ersparungen, weil sie nur für Mitglieder zahlen.

Bianka Möller, Zweite Bevollmächtigter der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim: Auf Tariferhöhungen zu verzichten, wäre völlig falsch. Wie sollen die Menschen die steigenden Mieten und Energiekosten denn zahlen? Wir haben seit 2022 dauerhafte Preiserhöhungen von 14,7 Prozent und die Entgelte sind nur um 12,9 Prozent gestiegen. Dieser Kaufkraftverlust wirkt sich enorm auf die Binnennachfrage aus und damit auch auf die Unternehmen. Die Mitgliederkomponente, die wir 2024 in Niedersachsen erkämpft haben, ist bei den Arbeitgebern sehr umstritten. Deshalb werden wir uns auch dieses Mal gemeinsam für unsere Forderungen, für einen echten Mehrwert im Portemonnaie stark machen müssen.

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