Zukunft der Arbeit im Hildesheimer Wald Robert Bosch Entwicklungszentrum Hildesheim: Verhandlungsabschluss zum weiteren Personalabbau

Mitte November 2024 hatte das zuständige Management angekündigt in Deutschland weitere 1850 Stellen bis Ende 2027 abbauen zu wollen.

Grafik Presseinformation Logo IGM

21. Oktober 2025 21. Oktober 2025


Robert Bosch Entwicklungszentrums in Hildesheim:

Verhandlungsabschluss zum weiteren Personalabbau im Bereich für komplexe Fahrzeugcomputer und automatisiertes Fahren. In Hildesheim ist ein wesentlicher Teil der Entwicklung für die leistungsstarken Fahrzeugcomputer-Plattformen und spezielle Kompetenzen für das assistierte und automatisierte Fahren angesiedelt.

Mitte November 2024 hatte das zuständige Management angekündigt in Deutschland weitere 1850 Stellen bis Ende 2027 abbauen zu wollen, nachdem bereits Mitte 2024 ein Abbauplan von 750 Stellen bis Ende 2025 vereinbart worden war.

Die erneute Restrukturierungsmaßnahme betrifft die gleichen Standorte in Deutschland (Abstatt, Hildesheim, Leonberg, Renningen, Schwieberdingen). Die Betriebsräte dieser fünf Standorte haben gemeinsam verhandelt und elf Monate nach Bekanntwerden der erneuten Abbaupläne liegt jetzt ein gemeinsames Verhandlungsergebnis vor:

•    1500 Stellen, statt der ursprünglich geplanten 1850 Stellen sollen bis Ende 2027 in Deutschland abgebaut werden.
•    In Hildesheim sollen (zusammen mit dem Sattelitenstandort Bochum, für den auch der Hildesheimer Betriebsrat zuständig ist) zusätzlich 199 Stellen bis Ende 2027 abgebaut werden (bis Ende 2025 wurde 127 Stellen für Hildesheim vereinbart).
•    Es gilt weiterhin ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2029. Wie bei der ersten Maßnahme gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit.  Die Angebote für ein Ausscheiden aus dem Unternehmen entsprechen den Angeboten der ersten Maßnahme.
• Arbeitszeitabsenkende Maßnahmen für 2026 und 2027, um den Stellenabbau zu     reduzieren. Beide Mitarbeitergruppen tarifliche und außertarifliche werden daran beteiligt.
•    Konkrete Beteiligungsprozesse für die Betriebsräte der betroffenen Standorte, um zukünftig enger und kritischer in den Innovations- und Personalplanungsprozess eingebunden zu werden.
•    Festschreibung von Investitionen für die Standorte für zum Beispiel Gebäude und Laborausstattung

Management und Arbeitnehmervertreter stellen das Ergebnis am 21.Oktober den Beschäftigten vor.

Die letzten elf Monate waren ein hartes Ringen um Lösungsansätze. Neben einer spürbaren Reduzierung des Personalabbaus, war den Arbeitnehmervertretern auch wichtig, dass bessere Beteiligungsprozesse etabliert werden, um zukünftig frühzeitiger Chancen und Risiken gemeinsam mit dem Management bewerten zu können. Wir haben in den Gesprächen mit dem Management alles hinterfragt, um Ansätze für Alternativen zu finden und mussten konstatieren, dass die Rahmenbedingungen sich gegenüber 2024 nochmal schwieriger dargestellt haben.

Kerstin Mai, Betriebsratsvorsitzende: „Auch ein Jahr nach Verkündung der Abbaupläne ist es für mich nicht einfach eine solche einschneidenden Maßnahme zu akzeptieren. Haben wir doch über 10 Jahre eine sehr stabile Phase durchlebt, in der wir durch kontinuierliche Anpassung an veränderten Rahmenbedingungen das Niveau der Beschäftigten im Entwicklungszentrum stabil halten konnten. Als Betriebsrat sind wir stolz auf unsere Belegschaft, die bewiesen hat, wie flexibel, pragmatisch und engagiert sie diese Veränderungen mitgetragen hat. Und das gilt für alle Bereiche im Betreuungsbereich.“

Jetzt muss das Management beweisen, dass es die Belegschaften durch diese unruhigen Zeiten führt und dafür sorgt, dass diese Abwärtsspirale in der Beschäftigung mit dieser Maßnahme ein Ende hat. Der Fokus muss auf Innovationen und hartes Ringen um Chancen im Geschäft gelegt werden.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass das Unternehmen nicht nur im XC drastische Personalmaßnahmen ergreift, sondern viele Einheiten und Standorte im Bosch-Konzern von harten Einschnitten, wie Personalabbau und Kündigung von 40-Stunden-Verträgen, betroffen sind. Auch diesbezüglich vermisst der Betriebsrat eine positive und nachhaltige Kreativität des Managements zur Lösung der Probleme. 

Bosch in Hildesheim muss leben! So sind wir Ende 2024 vom Entwicklungszentrum und dem Werk in die Gespräche eingestiegen. Die Diskussionen, Auseinandersetzungen waren hart und zäh, das haben vor allem die Kolleginnen und Kollegen vom HiP zu spüren bekommen.

Jetzt liegt für beide Bosch Betriebe ein Abschluss vor, der jeweils harte Einschnitte vorsieht. Trotzdem hoffen wir, dass wir von jetzt an nach vorne schauen können und der Gestaltung einer langfristigen Zukunft nichts mehr im Wege steht. Für diese langfristige Perspektiven haben wir schließlich im Dezember 2024 unseren Zukunftsbaum als Symbol gepflanzt.

Ruhe kehrt aber noch nicht ein: Von den zuletzt angekündigten Maßnahmen am 25.09.2025 ist auch ein Teilbereich im Entwicklungszentrum betroffen. Der Bereich Mobility Aftermarket. Der spezialisierte Werkstattbereich für komplexe Reparaturen und Re-Engineering-Lösungen soll in Hildesheim aufgelöst und nach Braga in Portugal verlagert werden. Das betrifft 60 Beschäftigte. Die Gespräche dazu haben Anfang Oktober begonnen. Auch hier gilt: Kreativität und Lösungssuche im Sinne der Beschäftigung hat der Arbeitgeber auch bei dieser Entscheidung nicht bewiesen.

Karoline Kleinschmidt, IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim: „Bei allem Respekt für unternehmerische Entscheidungen: Es ist immer wieder erschreckend wie wenig Verantwortungsgefühl bei den zuständigen Managern für ihre Belegschaften zu spüren ist.“

Der Geschäftsbereich XC ist innerhalb der Mobilitätssparte von Bosch verantwortlich für ein ganzheitliches Portfolio. Dieses reicht von zuverlässigen Außen- und Innenraumsensoren wie Kameras, Radar- und Ultraschallsensoren bis hin zu leistungsstarken Fahrzeugcomputerplattformen. Außerdem gehören modernste Software- und Service-Lösungen zu diesem Geschäftsbereich. Dieses umfasst erstklassige Produkte für assistiertes und automatisiertes Fahren und Infotainment im Fahrzeug.

Die Beschäftigten in Deutschland, überwiegend Entwicklungs- und Software-Ingenieure, sind über 5 Standorte mit jeweils unterschiedlichen Kompetenzschwerpunkten verteilt (Abstatt, Leonberg, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim).